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<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Mein holpriger Weg zum IM Cozumel 2023
\nEin pers\u00f6nlicher Rennbericht von Gerd Br\u00e4uer<\/p>\n
Triathlon im Paradies? Die Werbung f\u00fcr den IM Cozumel \u00fcbertreibt wirklich nicht:
\nGlasklares, warmes Wasser (mit hilfreicher Str\u00f6mung Richtung T1), eine schnurgerade,
\nglatte Stra\u00dfe rund um die (halbe) Insel und ausgelassene Stimmung bis in die Nacht
\nhinein auf der Laufstrecke durch die Stadt. Aber um an die Startlinie zu gelangen, das
\nkann m\u00fchsam werden und gespickt sein mit allerlei Abenteuern. Genau das richtige f\u00fcr
\nMenschen wie mich, die gerne immer ein paar Zweifel mit sich herumschleppen und
\nimmer wieder aufs Neue unerwartete Probleme l\u00f6sen wollen.<\/p>\n
Die erste Herausforderung: Corona und die Nachwehen. Ich hatte bereits 2022 einen
\nStartplatz f\u00fcr Cozumel, aber war zum Zeitpunkt des Rennens mit diversen
\nEinschr\u00e4nkungen besch\u00e4ftigt. Ich erw\u00e4hne das hier nur, um zu verdeutlichen, woher
\nletztlich meine gesteigerte Motivation f\u00fcr den Start auf der Insel kam. IRONMAN erlaubte
\nmir die Verschiebung des Startplatzes auf 2023 und ich war war doppelt froh dar\u00fcber, weil
\nich wusste, dass ich im Herbst 2023 beruflich in Puebla sein w\u00fcrde.<\/p>\n
Auf 2.200 Metern H\u00f6he, umringt von drei 5.000er Vulkanen, vermutete ich die besten
\nTrainingsbedingungen. Ich sollte mich gewaltig geirrt haben, denn es dauerte Wochen bis
\nich ein beheiztes Schwimmbecken fand (ja, auf dieser H\u00f6he wird es auch in Mexico kalt)
\nund einigerma\u00dfen radtaugliche Stra\u00dfen ausgekundschaftet hatte. Hierbei half mir eine
\nlokale Radgruppe, die mich und meinen Sohn sehr freundlich aufnahm. Aber nat\u00fcrlich
\nhatten wir unterschiedliche Vorstellungen von \u201eradtauglich\u201c: Schlagl\u00f6cher am laufenden
\nBand, heftiger Verkehr mit vielen klapprigen und stinkenden Fahrzeugen (aber
\nr\u00fccksichtsvollen und freundlichen Fahrern), das l\u00e4sst die einheimischen Radsportler alles
\nunbeeindruckt. Mir bescherte es mehrere Stauchungen meines Nackens und die Einsicht,
\ndass FFP-2-Masken auch beim Radtraining hilfreich sein k\u00f6nnen.<\/p>\n
Bei unseren Trainingsausfahrten in die Berge (bis auf 3.000 H\u00f6he) blieb mir jedoch recht
\noft im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg. Aber ein Trainingsreiz der besonderen Art
\nwar das bestimmt. Bei meinen Langsam-Anfahrten zu den P\u00e4ssen hatte ich au\u00dferdem
\ngenug Zeit, den Bewohnern beim Sonntagsalltag, der sich haupts\u00e4chlich auf den Stra\u00dfen
\nund Pl\u00e4tzen der Ortschaften abspielt, zuzuschauen und mich motivieren zu lassen von
\nden begeisterten Anfeuerungsrufen der Kinder und Jugendlichen.<\/p>\n
Vier Wochen vor dem Start hatte ich eine Generalprobe bei einer \u201eOD\u201c in Acapulco am
\nPazifik geplant. Ich wollte den Wechsel von der Gebirgsh\u00f6he auf Meeresspiegel erleben
\nund au\u00dferdem schauen, wie mir der Wechsel von der trockenen Luft der Hochebene zum
\nfecht-hei\u00dfen Klima am Meer gelingt. Alles gut gedacht f\u00fcr einen gesunden Menschen.
\nEine Tortour f\u00fcr jemanden mit einer Magen-Darm-\u201eGrippe\u201c \u2014 von den Einheimischen
\ngerne als \u201eMontezumas Rache\u201c bezeichnet. Der Azteken-K\u00f6nig aus dem 16. Jahrhundert
\nist zwar l\u00e4ngst Geschichte, aber die Viren, die dazu f\u00fchren, dass Europ\u00e4er im wahrsten
\nSinne des Wortes in die Knie gehen, leider nicht. So erging es also auch mir. W\u00e4hrend
\nmein Sohn die Sprintdistanz grandios als erster beendete, war ich als Schatten meiner
\nselbst mit der Einnahme von Antibiotika besch\u00e4ftigt. Der Arzt h\u00e4tte mich gerne ein paar
\nTage zur Beobachtung in die Klinik aufgenommen, aber ich wollte nur noch weg. Richtiger
\nReflex, denn drei Tage sp\u00e4ter fegte ein Hurrikan von bisher in Mexico noch nicht erlebter
\nSt\u00e4rke \u00fcber die Stadt und machte u.a. auch unser Hotel dem Erdboden gleich.<\/p>\n
Zur\u00fcck in Puebla und 3-4 Kilo leichter (mein Sohn bezeichnete mich ab dem Moment als
\n\u201emagers\u00fcchtig\u201c) versuchte ich zu retten, was zu retten war f\u00fcr meinen Start auf Cozumel.
\nIch hatte ja nur noch wenig Zeit, aber um so mehr f\u00fcr diese letzte Vorbereitungsphase auf
\ndem Trainingsplan stehen. Also rannte ich bereits am vorletzten Tag meiner Antibiotika-
\nEinnahme los und schon machte es \u201epling\u201c in meiner Oberschenkelmuskulatur. Von dieser
\nGefahr bei der Kombination von Antibiotika und Training hatte ich zwar im Internet
\ngen\u00fcgend gelesen, aber leider nichts gelernt. Also war ich gezwungen, weitere Umf\u00e4nge
\nzu k\u00fcrzen. Sicherlich kein guter Umstand, aber wie schon eingangs geschrieben: Ich
\nwollte dieses Jahr UNBEDINGT starten.<\/p>\n
Und dann ereignete sich mein pers\u00f6nlicher Gl\u00fccksfall: Ein Triathlet aus der Radgruppe
\nbegutachtete mit sorgenvollem Blick meinen \u201eStahl-Esel\u201c, den ich nach unserer Ankunft
\nin Puebla von einem verunfallten Sportler \u00fcbernommen hatte und \u2014 stellte mir sein
\nCarbon-Rad f\u00fcr den Wettkampf zur Verf\u00fcgung. Nun erschien mir die Reise auf die Insel
\nwieder rosarot. Schnell war alles gepackt. Die Anreise dank genialer Orga von Hannes
\nHawaii Tours (ACHTUNG PRODUKTWERBUNG!) ein Kinderspiel. Doch halt! Nun kam sie
\ndoch noch, die \u201elast minute\u201c-Panik: Einen Tag vor dem Start hatte ich einen steifen Hals
\nund das Gef\u00fchl von Halsschmerzen. Wie so oft war davon am Morgen des Starts nichts
\nmehr zu sp\u00fcren\u2026<\/p>\n
Der Rest w\u00e4re schnell erz\u00e4hlt, wenn mit dem Wettkampf alles normal gelaufen w\u00e4re. Nach
\neiner Stunde Warten am Strand auf die Freigabe des Schwimmstarts kam die Hafen-
\nBeh\u00f6rde und ordnete an, die Schwimmsachen wieder auszuziehen und mit dem Rad
\nloszufahren. Durch die vorangegangenen st\u00fcrmischen Tage hatte sich die Str\u00f6mung von
\n\u201elandeinw\u00e4rts\u201c zu \u201elandausw\u00e4rts\u201c gedreht. Auf diese Weise h\u00e4tten sich nicht wenige der
\nzirka 2.000 Teilnehmenden eine halbe Stunde nach ihrem Start weit drau\u00dfen in der Karibik
\nwiedergefunden. Und dort lauern bekanntlich die Haifische, die ja auch etwas von Rennen
\nhaben wollen\u2026<\/p>\n
W\u00e4hrend Sebastian Kienle bei seinem \u201elast dance\u201c als Profi-Triathlet vielleicht froh war
\n\u00fcber das abgesagte Schwimmen als perfekter Beginn seines \u201eRentner-Daseins\u201c, waren
\ndie meisten anderen von uns sehr traurig. Gerne h\u00e4tten wir das glasklare, warme Wasser
\nauf der Schwimmstrecke genossen. So aber d\u00fcsten viele von uns viel zu schnell und
\n\u00fcbereifrig mit dem Rad los. Ich selbst \u00e4nderte leider auch sp\u00e4ter nichts daran, weil sich
\nmein angeschlagenes Tempo in dem Moment einfach so gut anf\u00fchlte.<\/p>\n
Aber auf der dritten 60km-Schleife kam die erste Rechnung: Pl\u00f6tzlich bemerkte ich die
\nenorme Hitze auf der Stra\u00dfe. Und zu allem Ungl\u00fcck musste ich mir au\u00dferdem noch
\neingestehen, dass ich nicht so viel getrunken hatte wie geplant. Also hie\u00df es in der
\nEndphase der Radstrecke, noch einen weiteren Gang rausnehmen und Trinken, was bis
\nT2 noch reinging. Dass ich f\u00fcr den Wechsel fast 14 (!) Minuten ben\u00f6tigte, deutet wohl
\nschon an dieser Stelle auf eine gewisse \u201eUmnachtung\u201c des Teilnehmers hin. Aber
\nzumindest hielt es mich nicht ab, auch beim Laufen f\u00fcr meine Verh\u00e4ltnisse zu schnell
\nanzugehen. Auf glattem Asphalt durch die aufgeheizte Innenstadt wurde mein Weg zur
\nZiellinie dann noch arg holprig. Ohne die moralische Unterst\u00fctzung meines Sohnes h\u00e4tte
\nich mich wahrscheinlich irgendwann im n\u00e4chtlichen Park schlafen gelegt. So aber bin ich
\nnach rund zw\u00f6lf Stunden (wie gesagt, ohne Schwimmen) erleichtert \u00fcber die Ziellinie
\ngelaufen.<\/p>\n
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